Danielle Klein, 30 ans, transplantée du rein (LU)
Im Jahr 2005, als ich 11 Jahre alt war, wurde mir durch Zufall Blut abgenommen für eine Schilddrüsenanalyse. Schon kurz darauf meldete sich der Arzt bei uns, weil ich überaus hohe Cholesterinwerte hatte. Dies war für ein 11jähriges Mädchen alles andere als normal. Darum ließen wir mir ein zweites Mal Blut abnehmen um sicherzugehen. Bei dieser zweiten Analyse waren die Werte jedoch noch viel höher, und nach etlichen Arztbesuchen stellte der Biologe Jean-Philippe Hendriks fest, dass ich an einem seltenen nephrotischen Syndrom namens «Hyalinose ségmentaire et focale» leide.
In Zwischenzeit bekam ich immer stärkere Schmerzen in Kopf und Beinen und in meinem Urin fand man Blut und Proteine. Zwei Biopsien wurden durchgeführt, ich musste ins Krankenhaus und bekam Infusionen mit hohen Dosen Kortison. Bereits nach 2 Tagen war ich unglaublich dick geworden und meine Beine waren aufgeplatzt. Ich durfte fast nichts essen und blähte trotzdem auf wie ein Ballon. Ich durfte keinen Schwimmunterricht mehr mit der Schule nehmen und obwohl die anderen Kinder immer nett zu mir waren, fiel es mir schwer die Schule zu besuchen. Dann erklärte man mir, dass das Kortison nicht angeschlagen habe und die Therapie umsonst war. Die Schmerzen in den Beinen wurden schlimmer, bis ich eines Tages fast nicht mehr laufen konnte und meine Schuhe kaum von den Füßen bekam. Ich wurde ins Krankenhaus eingeliefert wegen Wasser in den Beinen.
Kurz nach meinem 12. Geburtstag dann sagte Dr. Hendriks mir zum ersten Mal, dass ich ohne eine Spenderniere nicht weiterleben könne. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich versuchte so selten wie möglich daran zu denken.
Die Funktion meiner Nieren sank ständig und blieb zu keinem Moment stabil. Ab jetzt musste ich mir Spritzen machen und jede Woche ins Krankenhaus in Luxemburg und jeden Monat nach Brüssel ins Hôpital Reine Fabiola zu Professor Janssen. Das ganze 5 Jahre lang. Im März 2010 dann meinten die Ärzte, dass meine Nieren nun langsam versagen würden, und ich musste mit der Dialyse beginnen. Nun musste man mir die Venen und Arterien in meinem Arm für die Dialyse präparieren, dies geschah bei einer Operation in Brüssel. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag musste ich um 4 Uhr nach der Schule noch 4 Stunden ins Krankenhaus um mein Blut gereinigt zu bekommen. Ich wurde immer schwächer und besuchte die Schule jeden Tag nur ein paar Stunden.
Dann am 16. Juni 2010 klingelte nachts um 2:30 plötzlich das Telefon. Meine Mutter überbrachte mir dann die Nachricht, dass sie eine Spenderniere für mich gefunden hatten. Ich war hin und her gerissen, ich empfand einerseits Freude auf ein neues gesundes Leben, andererseits tiefe Trauer für den verstorbenen Spender, Angst, Wut, Aufregung, alles miteinander und weigerte mich in den Krankenwagen zu steigen.
Meine Mutter begleitete mich nach Brüssel, wo ich dann ungefähr 6 Stunden lang operiert wurde. Ich erholte mich sehr schnell und begriff immer mehr wie viel Glück ich hatte. Bereits nach 10 Tagen durfte ich das Krankenhaus verlassen. Es ist unglaublich wie schnell ein Mensch sich nach einer Transplantation verändert. Ab jetzt musste ich zweimal die Woche nach Brüssel fahren zur Observation. Ich schlucke jeden Tag Medikamente und muss immer noch fast jede Woche ins Krankenhaus, und alle 4 Monate nach Brüssel ins Hôpital Erasme.
Ich denke bis heute täglich an die Familie des Spenders, und ich bin jeden Tag aufs Neue unbeschreiblich dankbar, denn es ist wichtig, dass es solche Menschen gibt, die Leuten wie mir eine zweite Chance ermöglichen.